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Schwimmen wie ein Fisch - Zwei Leserbriefe

Swim Like a Fish - two letters to the editor



Von / By Felix K. Gmünder




Sehr geehrter Herausgeber,

Ihr kürzlicher Artikel von Terry Laughlin überschwemmen genauso wie Bücher, Videos und Schwimmkurse die Schwimm- und Triathlongemeinde. Es wird versprochen das Geheimnis des erfolgreichen, schnellen Schwimmens zu lehren. Diese Artikel tönen beeindruckend. Wir Schwimmer werden ermutigt, mit dem harten Training aufzuhören und stattdessen mehr Wassergefühl zu entwickeln. Als Trainer aber werden wir informiert, die Schwimmer falsch trainiert und instruiert zu haben. Es wird gesagt, dass man, um schnell zu schwimmen, im Crawl und Rücken wie die Fische auf der Seite liegen und eine Wasserlage wie eine Rennyacht beibehalten soll.

Obwohl einige der zugrundeliegenden Konzepte durchaus ihre Berechtigung haben im Anfängerschwimmen - sie lernen damit entspannt im Wasser zu liegen - stehen sie im Widerspruch zur Biomechanik, den Prinzipien des Antriebs oder den Analysen von Weltklasseschwimmern. Weil wir weder wie Fische noch wie eine starre Rennyacht konstruiert sind ist es eine Dummheit, die Schwimmtechnik und die Trainingsphilosophie auf solchen Modellen zu begründen.

Der Guru des "fischähnlichen Schwimmens" behauptete, dass die "hydrodynamisch perfekteste Wasserlage und Körperhaltung die seitliche Gleitlage mit dem unteren Arm nach vorne und dem oberen Arm nach hinten gestreckt sei, nicht sehr verschieden von dem, wie es die Fische tun."

Diese Aussage macht mich verrückt! Fische schwimmen nicht auf der Seite. [noch haben sie Arme]. Wenn wir uns Fische anschauen, bemerken wir eine grosse Flosse, welche nach oben zur Wasseroberfläche zeigt. Diese Flosse heisst Rückenflosse.

Der Fischrücken zeigt also nach oben, sein Bauch nach unten. Fische schwimmen also nicht auf der Seite, sondern auf dem Bauch. Wenn Fische auf der Seite schwimmen, sind sie tot, was auch du sein wirst, wenn du zu lange auf der Seite schwimmst.

Im "Runners World" würde doch niemand auf die Idee kommen einen Artikel wie "Rennen wie ein Gepard ... auf allen Vieren" zu schreiben? Das wäre doch ein wirklicher Durchbruch im Laufsport! Wir können schon viel durch Beobachtung von Tieren lernen, aber wir sollten nicht vergessen, dass wir keine sind.

Bob Patten
Cheftrainer
Dallas Area Masters (DAM)
Dear Editor,

your recent article by Terry Laughlin, as well as books, videos and clinics, have been flooding the swimming and triathlon communities, promising to teach the secret to successful, fast swimming. These articles sound impressive, as they encourage us as swimmers to stop trying so hard and start feeling. But, as coaches, we are informed that we have been teaching and training swimmers incorrectly. We are told that to swim fast, our swimmers must learn to swim on their side like a fish, and must have and maintain a body position like a racing yacht.

Although some of these concepts have some merit and help beginner swimmers learn to relax in the water, they are not based on biomechanics, principles of propulsion or analyses of world-class swimmers. Since we are not built like fish and do not move through the water like a solid object, such as a racing hull, it is foolish to base stroke instruction and an entire training philosophy around these principles.

It has been stated by the guru of "fishlike" swimming, "the most hydrodynamically perfect position that your body can be in is balanced, lying on your side, one arm extended for length - not so very different from the way fish do it."

This statement drives me nuts! Fish do not swim on their side. [Nor do they have arms.] If we take a look at a fish, we notice a large fin sticking up toward the surface of the water. This fin is called the dorsal fin. Dorsal means "back" or "upper surface".

The dorsal fin is on the fish's back, which means its back is up, and its front is down toward the bottom of its pond. The fish, it seems, swims on its stomach--not on its side. If you happen to see a fish swimming on its side, you know that fish is dead in the water, the same way you'll be if you spend too much time trying to swim on your side.

Have you ever seen an article in Runner's World, "Run Like a Cheetah...on all Fours"? Can you imagine the breakthrough this type of discovery would mean to the running world? We can learn a great deal from the observation of animals in their natural environments, but we should never forget we are not those animals.

Bob Patten
Head Coach
Dallas Area Masters (DAM)
Sehr geehrter Herausgeber,

vor einigen Monaten schrieb ich im Swimming World zum Thema "der neue australische Crawlstil". Ich erwähnte, dass es sich beim Konzept "schwimmen wie ein Fisch" um ein eher dummes handelt. Ich begründete meine Meinung ohne daran zu denken, dass ich jemanden beleidigt haben könnte.

Ich erhielt aber fünf ziemlich vernichtende Faxe von Total-Immersion-Leuten, die meinen Text als persönliche Beleidigung und Angriff auf ihr Geschäft auffassten, in dem sie die Worte "Schwimmen wie ein Fisch" oder "fischähnliches Schwimmen" verwenden.

Die Wahrheit ist, dass Herr Laughlin nicht als Erster Fische und ihre schier unerklärliche Grazie und Geschwindigkeit beobachtet hat, und sich dabei überlegte, wie man das auf den schwimmenden Menschen übertragen könnte. Mein Trainer, Dr. James Counsilman, hatte in seiner Wohnung verschiedene Aquarien, und wir verbrachten in den 40er und 50er Jahren viel Zeit damit, die Fischbewegungen zu studieren. Wir studierten insbesondere ihre Fähigkeit, aus dem Stand in einem Sekundenbruchteil auf Höchstgeschwindigkeit zu beschleunigen, sowie die immense Geschwindigkeit der Hochseefische.

Ich habe wie die meisten Trainer während Jahrzehnten den Antrieb der Fische beobachtet. Meine Meinung ist, dass man mehr über schnelles Schwimmen lernt wenn man Rennen von Meistern, beispielsweise Inge de Bruijn, Ian Thorpe, Mike Barrowman, Pieter van den Hoogenband, Lenny Krayzelburg, Janet Evans, Lars Forlander, Yana Klochkova, Michael Klim, Kieren Perkins und all den anderen beobachtet, als wenn man das ganze Leben lang Fische studiert.

Etwas, was bei TI total fehlt, ist schnelles Trainieren. Etwas kann ich euch mit Sicherheit sagen: wenn jemand behauptet, man könne mit ein paar Korrekturen der Wasserlage und der Körperhaltung ein Meister werden, ist er ein Scharlatan. Natürlich sind diese Faktoren sehr wichtig, aber, um in diesem Sport gross zu werden muss man zusätzlich immer schneller trainieren, und zwar mit unerbittlicher Hingebung, ausser man ist ein grossartiges Talent.
Dear Editor,

several months ago in an article I wrote for Swimming World ("The New Australian Crawl"), I mentioned that the common expression "swim like a fish" was a rather silly concept. I stated my reasons for that opinion and never gave a thought to the likelihood that I might have offended anyone.

However, I received five very scathing faxes from people in the "Total Immersion" Incorporated Swim Clinic business, who apparently thought that this comment was a direct insult to them and the business, in which they use the phrases "swim like a fish" and "fishlike swimming."

The truth of the matter is that Mr. Laughlin is not the first one to observe fish swimming and wonder how the inexplicable grace and speed of fish might somehow be learned or transferred to human propulsion in the water. My coach, Dr. James Counsilman, had several aquariums in his house, and we spent a great deal of time in the 1940s and 1950s discussing fishlike movements, especially their ability to accelerate from a dead stop to full speed in virtually the blink of an eye, as well as the phenomenal speed that sea creatures can generate in open water.

I have spent time over several decades, as most swim coaches probably have, observing the propulsive movements of fish. My opinion is that one will learn more about fast swimming in a single session of observing the races of champions such as Inge De Bruijn, Ian Thorpe, Mike Barrowman, Pieter van den Hoogenband, Lenny Krayzelburg, Janet Evans, Lars Frolander, Yana Klochkova, Michael Klim, Kieren Perkins and all the others too numerous to name, than in a lifetime of observing fish.

One item that is totally missing from the TI formula for success is fast training. One thing I can tell you for certain is that anyone who tries to convince you that a few adjustments in balance and position in the water will immediately turn you into a champ is a charlatan. Although these factors are very important, one must train progressively faster and with unrelenting dedication, or be born with awesome natural talent, to become great in this sport.
Es gibt so viele verschiedene Wege zum Erfolg im Schwimmen, dass es eine Anmassung ist zu behaupten, dass nur ein einziger Faktor den Schlüssel zum Erfolg enthalte. Es gibt weder ein ideales Trainingsprogramm noch eine ideale Körperform.

Wir alle versuchen, etwas zum Wissen unseres geliebten Sports beizutragen. Alle, die mit arroganter Haltung behaupten das Wissen gepachtet zu haben, spielen ein betrügerisches Spiel.

Wir schwimmen nicht wie Fische, wir schwimmen auch nicht auf der Seite. Man muss die besten Crawl- und Rückencrawlschwimmer der olympischen Spiele 2000 nur genau anschauen um zu sehen, dass ihre Oberkörper und die Schultern im Vergleich zur Wasseroberfläche relativ flach und stabil bleiben. Die Arme und Schultern werden nach vorne, nicht nach unten gestreckt. Die Drehung erfolgt im unteren Teil des Rumpfs, den Hüften und den Beinen. [Anmerkung: Das stimmt nicht, wie die Analyse von Videoclips zeigt].

Ich kenne keine einzige Fischart, die auf diese Weise schwimmt. Man muss nur mal Inge De Brujin zuschauen um zu bemerken, wie effizient sie unter der Leitung der beiden Supertrainer Paul Bergen und Jacco Verhaeren gelernt hat zu ziehen. De Bruijns 24.13 über 50 m Freistil (geschwommen im Halbfinal) waren vielleicht der grösste Durchbruch an den ganzen olympischen Spielen 2000. Sie schwamm mit gestrecktem Arm über Wasser und flachem Oberkörper, etwa so wie Janet Evans in ihren besten Tagen.

Um ein Drehmoment in der Längsachse zu erzeugen (im Crawl und Rückencrawl), braucht es einen halbwegs verankerten Haltepunkt. Die Rotation des unteren Rumpfes, der Hüften und Beine im Vergleich zum relativ stabilen Schultergürtel und oberen Rumpf erlaubt es, dieses Drehmoment oder die Kraft für das Schwimmen zu erzeugen.
There are [so] many different roads to success in swimming that it is extremely presumptuous to claim that one, alone, has the magic key to success. Both in terms of training programs and in the so-called "ideal form," there are no such things.

We all try to contribute a little more knowledge to this sport that we love. Anyone who tries to take the arrogant pose that he knows it all, that he has all the answers, is pulling a big con game.

We do not swim like fishes. We do not swim on our sides. One only has to look carefully at the greatest freestylers and backstrokers at the 2000 Olympic Games to see that the upper torso and shoulders stay relatively flat and stable in relationship to the surface of the water. The arms are extended and the shoulders are shifted forward (not downward). The torque or rotation in these strokes occurs in the lower torso, hips and legs. [Note: If you analyse videoclips you come to a different conclusion].

I do not know of a single species of fish that swims in that manner. One only has to look at Inge De Bruijn and observe the fantastically efficient stroke she has developed with her super coaches, Paul Bergen and Jacco Verhaeren. De Bruijn's 24.13 in the 50 meter freestyle (swum in the semifinal heats) may have been the single greatest breakthrough in the entire Olympic Games of 2000. She swam that race with a straight arm recovery and almost flat upper body, much as Janet Evans did during her heyday.

To create torque in a long axis stroke (freestyle and backstroke), one must have a semi-fixed point from which to work. The rotation of the lower extremities of the torso, hips and legs against the relatively stable shoulder girdle and upper torso allows one to create power, or torque, in the stroke.
Wenn man den ganzen Körper um die Längsachse rollt, gibt es dieses Drehmoment nicht, und ein grosser Teil der Kraft geht verloren. Das mit der Rotation verbundene Drehmoment wird in allen Sportarten mit einem festverankerten oder halbverankerten Drehpunkt ermöglicht.

Deshalb haben Golfer und Baseballer Nägel an den Schuhen, mit denen sie ihre Füsse am Boden verankern und ein grosses Drehmoment erzeugen können. Wenn ihre Füsse beim Schlag ausgleiten würden könnten sie den Ball nicht mit der notwendigen Wucht treffen.

Das gleiche Prinzip gilt auch im Schwimmen. Hier übernimmt der Schultergürtel die Funktion des halbwegs verankerten Fixpunktes, an dem das Drehmoment oder die Kraft ansetzt. Wenn man die Schulter mitdreht geht die Kraft verloren.

Die heutigen Weltklassecrawler und -rückencrawler heben ihre Schultern beim Nachvornebringen, was dann als Rollen interpretiert wird. Wenn man unter Wasser oder von Vorne schaut, ändert sich die Tiefe unter Wasser, bzw. die absolute Höhe der Schultern während der Antriebsphase nicht. Die Schultern bleiben während der ganzen Antriebsphase hoch. Gute Crawler und Rückencrawler weisen sehr wenig Rotation des Oberkörpers während der Antriebsphase auf.

Darüber hinaus kann das von vorne gesehene Profil klein gehalten werden, indem man die Schultern nach vorne schiebt. Zwischen guten Schwimmern gibt es natürlich Unterschiede, aber sie schwimmen sicher nicht auf der Seite wie im so genannten "Schwimmen wie ein Fisch" beschrieben.

Abschliessend ist zu sagen, dass mich der geschäftliche Erfolg von Total Immersion freut. Als Folge eurer effizienten Führung wird euer Einfluss auf unseren Sport weiterhin spürbar bleiben. Ihr solltet euch aber auch für die Ideen und Beobachtungen Anderer öffnen. Das wird sie stärker machen.

Du denkst, dass Menschen wie Fische schwimmen? Viele glauben das nicht. Und was ziehen wir für Schlüsse? Ich schlage vor, weniger Fische zu betrachten sondern Schwimmern unter Wasser zuzuschauen.

Ron Johnson
Cheftrainer
Sun Devils Masters
[Ex Olympiatrainer, 31 Finalisten, 14 Medaillengewinner]
If the entire body rotates along the central axis, little or no torque - or power - occurs, and a great deal of the strength and force of the long axis strokes is dissipated. Rotation and the concomitant torque generated in all power movements in sport occur against a fixed or semi-fixed fulcrum.

That is why golfers and baseball players use spikes to completely stabilize their feet so that great momentum can be generated in the swing. If their feet slip during the swing, it greatly diminishes their ability to hit the ball with any real power.

A similar principle occurs in swimming. However, our semi-fixed body part for the generation of power, or torque, in the stroke is the stable shoulder girdle. If one drops the shoulder and rolls to swim on his side, the power is lost.

The contemporary world-class freestylers and backstrokers, of course, elevate the shoulders on the recovery phase of the stroke, which gives the illusion of rolling. However, when viewed from underwater or above water from the front, during the propulsive phase of the stroke, there is very little change in the depth of the shoulders. The shoulders remain high throughout the pull. Great freestylers and backstrokers swim with very little central axis rotation within the upper body during the propulsive phase of the stroke.

Also, a much narrower frontal profile can be created by shifting the shoulder forward. Great swimmers obviously have many differences in their strokes. However, they do not swim on their sides in what has been described as fishlike swimming.

As a final point, I am happy for everyone at TI for the business success you have enjoyed. With the organizational skill you have generated, you are in a position to continue to make an impact on our sport. However, make room for other people's ideas and observations. You will be stronger for it.

You think humans swim like fish? There are a lot of people who do not. What's the big deal? I suggest you spend more time watching swimmers underwater and less time watching fish.

Ron Johnson
Head Coach
Sun Devils Masters
[Ex Olympic coach, 31 finalists, 14 medal winners]



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